THE GODS TOLD ME TO RELAX
NEUSEELAND

KANADA

USA

Die aufregendste Strecke der Rocky Mountains beginnt gleich hinter dem Basketballplatz in Lake Louise. Immer am Lauf des jadegrünen Bow Rivers und den rostigen Schienen der Canadian Railway Company entlang, führt eine asphaltierte Waldstraße bis ins 70 Kilometer entfernte Städtchen Banff. Und obwohl der gleichnamige National Park jedes Jahr von fast 4 Millionen Besucher durchfahren wird, ist in diesem Teil, im Bow Valley, immer noch die Wildnis zu Hause. Jedenfalls genug, um bei jeder Fahrt durch das Tal für leuchtende Augen zu sorgen.


Vier Mal sind wir die Strecke bereits gefahren. Durch ewigen Wald, vorbei an tiefen Canyons und qualmenden Blockhütten. Unsere Quote für Tiersichtungen liegt bei 100 Prozent. Normalerweise muss man für garantierte Wildtiere dreistellige Dollarbeträge in einen ortskundigen Guide investieren, aber hier reicht es anderthalb Stunden durch Kiefern und Birken zu gondeln. Gern auch im Sonntagstempo, denn hinter buchstäblich jeder Ecke kann das Erlebnis stecken.


Manchmal sieht man schon von weitem, das Etwas aus dem Busch gekrochen sein muss. Dann nämlich, wenn zwanzig Wohnmobile mit Warnblinker am Straßenrand stehen, und die ersten, ganz waghalsigen Tierbeobachter bereits über den Asphalt schleichen,. Falls die Wildpolizei schon am Tatort eingetroffen ist, werden  sie meistens aber sogleich von Shorts-tragenden Park-Rangern, die mangelnde Autorität mit Megafonlautstärke kompensieren, in die Autositze zurückgebrüllt.


„Bear Jam“, also Bären-Stau, heißt der lokale Fachterminus wenn sich Meister Petz im Straßengraben zeigt und Touristen anwesend sind. Für das richtige Verhalten in einem Bären-Stau gibt es sogar Broschüren (erhältlich auch auf Deutsch, was denkwürdige Fragen zum Verhalten unserer Nation mit Wildtieren aufwirft), die das Unfallrisiko mindern sollen. Aber meistens geht sowieso alles drunter und drüber, wenn 30 Menschen das Bärenfoto ihres Lebens schießen wollen und dafür Leib und Selbstbeteiligung ihres Mietwagen riskieren.

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Kommentare

18/06/2013

51° 14' 45.16'' N    115° 50' 27.59'' Whttp://de.mygeoposition.com/loc/Johnston%20Canyon,%20Banff-Nationalpark,%20Improvement%20District%20No.%209,%20Alberta,%20Kanada/?zoomLevel=10&mapType=
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Doch nicht nur Bären streunen durch das Bow Valley. Wir sahen auch riesige Wapiti-Bullen mit mächtigen Geweihen und äsende Dickhornschafe mit noch mächtigerem Gehörn. Und dann hatten wir einmal richtig Glück.


Auf unserer vierten und bislang letzten Fahrt durch das Tal passierte lange überhaupt nichts. Wir schauderten schon, die Magie des Ortes wäre aufgebraucht. Aber dann stand auf einmal ein älterer Herr mit einem Teleobjektiv in Baseballschlägergröße am Straßenrand und blickte gen Horizont. Plötzlich sprang für den Bruchteil einer Sekunde ein grauer Fellschwall über die Wiese links der Straße. Ein Kojote? Ausgebüxte Schlittenhunde? Oder ein Yeti-Junges? Wir hielten sofort. Doch der Fellschwall blieb verborgen. Wir kletterten auf das Dach unseres Wohnmobils und dann war das graue Ding wieder in Sichtweite.


300 Meter vor uns trabte, und jetzt war es eindeutig, ein Wolf über das Gras. Was für ein seltener Anblick - selbst für Bow Valley-Verhältnisse. Manche, der kanadischen Studenten, die hier in den Semesterferien einige Monate als Park-Ranger arbeiten, sehen den ganzen Sommer keine Wölfe. Doch dieser hier schnüffelte, huschte und sprang die ganze Wiese nach Mäusen ab, ehe er nach einigen Minuten in den Wald verschwand. Mit ihm ging sie, die Magie des Bow Valley.