THE GODS TOLD ME TO RELAX
NEUSEELAND

KANADA

USA

Bei schlechtem Wetter soll man besser liegen bleiben, heißt es. Besonders wenn der Wecker auch noch kurz vor Sechs klingelt. Doch an diesem bestimmten Mittwochmorgen sollte sich das frühe Aufstehen trotz Nieselregen lohnen. Wir hatten die Nacht zuvor im Parc National de la Gaspésie verbracht, wo die Ausläufer der Appalachen im Inneren der Gaspé Halbinsel ein herrliches Wanderparadies bilden.


Eigentlich wollten wir die Gegend um Mont Jacques Cartier erkunden, mit 1.268 Meter der höchste Berg der Halbinsel, doch die Schutzzeit für die dort lebenden Karibus nach dem Kalben durchkreuzte unsere Pläne. Im Informationszentrum wurde uns stattdessen ein anderer Wanderweg empfohlen. Der Mont Ernest-Laforce-Trail, welcher auf ganzer Strecke durch Elchhabitat verlaufen sollte. Wenn schon nicht Karibus, dachten wir, sollten unsere Gäste immerhin den größten Paarhufer Nordamerikas zu Gesicht bekommen.


Als wir kurz nach Acht losliefen, hatte sich der Regen bereits weitestgehend beruhigt. Stattdessen lag nun dichter, weißer Nebel schwer über den Gipfeln der umliegenden Berge und gab der Umgebung einen verwunschenen, fast irrealen Anblick. Unser Ziel, Mont Ernest-Laforce, lag auf 739 Meter Höhe, die es durch Birken- und Nadelwälder zu erklimmen galt.


Bereits auf den ersten Metern gab es Elchanzeichen: Enorme Haufen der walnussgroßen, rotbraunen Torpedos, mit denen die Tiere in rauen Mengen ihren Lebensraum verschönern. Die Aufregung der Gruppe wuchs augenblicklich an. So sehr, dass wir den einen oder anderen Baumstumpf in weiter Ferne bereits zum kinnbärtigen Geweihträger verklärten.  


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04/06/2014

48° 55' 27.49'' N   66° 17' 29.41'' Whttp://mygeoposition.com/loc/48.9243030,-66.2915030/?zoomLevel=undefined&mapType=undefined

Kurz vor dem Gipfel war es dann aber wirklich so weit: Meine Eltern sahen ihre ersten beiden Elche in ihrer natürlich Umgebung. Zwei junge Bullen durchstreiften rund 100 Meter entfernt von uns die Vegetation, bemerkten uns aber rasch und flüchteten in den nächsten Wald. Also erklommen wir die letzten Meter zum Gipfel von Mont Ernest-Laforce, um auf der hölzernen Aussichtsplattform zu frühstücken. Während wir achtgaben, ob die beiden Bullen zurückkommen würden, saß keine zwanzig Meter hinter uns der nächste Elch im Gras. Diesmal eine junge Kuh. Und dann ging es Schlag auf Schlag.


Eine Mutter mit Kalb lief direkt an der Plattform vorbei. Verdutze Blicke wurden ein paar schockstarre Momente ausgetauscht, ehe die beiden in Panik ausbrachen, kreuz und quer rannten und hinter einer Hügelkuppe verschwanden. Währenddessen kamen die beiden Bullen mit einem weiteren Elch aus dem Wald zurück. Die drei mäanderten über die Wiesen unterhalb der Plattform. Plötzlich stand dann auch noch die Kuh hinter uns auf, während mein Vater mit seinem Fernglas zwei weitere Männchen auf dem nächsten Berghang ausmachte.


Neun Elche innerhalb von 45 Minuten waren mehr als rekordverdächtig. Seit wir im Kanu mit Opa Bernd Erstkontakt mit Alces alces hatten, sind uns mehr als zwei Elche an einem Ort überhaupt noch nie begegnet. Aber das liegt vielleicht daran, dass wir sonst lieber liegenbleiben.