Doch Häme von außen ist einfach. Probiert man selber den Schläger in die Hand zu nehmen, wie wir, an einem unser letzten Arbeitstage, lernt man, dass Golf ein wahrlich komplexes Spiel ist. Ohne Anleitung versteht man nicht mal wofür die Myriaden von Schlägern da sind. Vom richtigen Putten ganz zu schweigen. Um es kurz zu machen: Es war ein einziges Desaster. Wahrscheinlich lag’s daran, dass unsere Klamotten zusammenpassten.


THE GODS TOLD ME TO RELAX
NEUSEELAND

KANADA

USA

Beinahe alle Menschen, die wir in den vergangenen sieben Wochen beim abschlagen, einlochen, danebenschlagen, fluchen, jubeln und abwinken beobachten konnten, hatten eines gemeinsam – und dazu muss man wissen, dass Golf in Kanada kein elitärer Zeitvertreib uniformer Besserverdiener ist, sondern beinahe an einen richtigen Breitensport grenzt wie, sagen wir, Tennis – all diese Menschen verfügten jedenfalls über eine Gemeinsamkeit: Sie hatten sich emanzipiert vom Zwang der Mode.


Zwar gibt es beim Golf eine formelle Kleiderordnung („Keine Totenkopfshirts“), aber entscheidend ist allein, dass nichts von dem was man trägt, zusammen passt. Golf und Modebewusstsein verhalten sich wie Phosphor und Schwefelkohlenstoff – das eine verschwindet, wenn das andere dazu kommt. Auf dem Spielfeld kumuliert sich dieses Phänomen in drei wichtigen Hauptgruppen.


Gruppe 1 sind Männer mittleren Alters. Meist mit viel Bauch und wenig Haupthaar gesegnet, haben sie es schon im Alltag nicht leicht, vernünftig auszusehen. Ergänzt man die körperlichen Anomalien aber um enge Shorts, weiße Socken und hausschuhartige Slipper, erinnert der Look (formvollendet erst mit gespannten Poloshirt, Zigarre und Siegelring) schnell an alleinstehende Braunkohlearbeiter im Bumsurlaub auf Ko Samui.







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12/10/2013

55° 10' 11.78'' N    118° 47‘ 55.01'' W
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Gruppe 2 sind Männer jüngeren Alters. Sie verfügen noch nicht über die Selbstsicherheit des Alters und geben sich daher größte Mühe jeglichen Golfklischees zu entsprechen. Gelnasse Haare, Chromarmbanduhren und Bügelfalten sind das Basisprogramm. Der Ekelfaktor wird in der Hemdfarbe nuanciert. Menstrualrosé ist keine Seltenheit.


Gruppe 3 sind Frauen im besten Alter. Ihr Hauptproblem ist die Kegelfigur. Um die Problemzone um den Körperschwerpunkt zu verdecken, werden verschiedene Verschleierungsmethoden angewandt. Besonders beliebt sind unglaublich hässliche Mützen (entweder haarig, gepunktet oder mit Schirm), Outdoorjacken in den Farben radioaktiver Schwermetalle und die unverwüstlichen 7/8-Leggins.


Aus der Beobachtersicht ist Gruppe 3 eindeutig der Favorit. Oft in einer Bande von vier Frauen unterwegs, von denen nur eine das Golfspiel beherrscht und die drei Anderen mehr oder weniger hinterhertrotten und den Rasen kaputt machen, genießt die Gruppe ihren sorgenfreien Dienstagvormittag in zen-artiger Harmonie.


Selbst wenn Passagen, für die Profi-Spieler nur einen einzigen Schlag benötigen, bereits das Dutzend voll gemacht wurde, gibt es keine schlechte Laune. Sogar wenn (mehrfach exakt so gesehen) eine der Spielerinnen schon kurz vor dem Grün, also vielleicht sieben Meter vom Loch entfernt ist, und auf einmal doch ihre bis dato verschollene Schlagkraft wiederfindet und den Ball in ein 35 Meter entferntes Wasserloch brettert, wird ein bisschen gegackert – und das war’s.