Beinahe alle Menschen, die wir in den vergangenen sieben Wochen beim abschlagen, einlochen, danebenschlagen, fluchen, jubeln und abwinken beobachten konnten, hatten eines gemeinsam – und dazu muss man wissen, dass Golf in Kanada kein elitärer Zeitvertreib uniformer Besserverdiener ist, sondern beinahe an einen richtigen Breitensport grenzt wie, sagen wir, Tennis – all diese Menschen verfügten jedenfalls über eine Gemeinsamkeit: Sie hatten sich emanzipiert vom Zwang der Mode.
Zwar gibt es beim Golf eine formelle Kleiderordnung („Keine Totenkopfshirts“), aber entscheidend ist allein, dass nichts von dem was man trägt, zusammen passt. Golf und Modebewusstsein verhalten sich wie Phosphor und Schwefelkohlenstoff – das eine verschwindet, wenn das andere dazu kommt. Auf dem Spielfeld kumuliert sich dieses Phänomen in drei wichtigen Hauptgruppen.
Gruppe 1 sind Männer mittleren Alters. Meist mit viel Bauch und wenig Haupthaar gesegnet, haben sie es schon im Alltag nicht leicht, vernünftig auszusehen. Ergänzt man die körperlichen Anomalien aber um enge Shorts, weiße Socken und hausschuhartige Slipper, erinnert der Look (formvollendet erst mit gespannten Poloshirt, Zigarre und Siegelring) schnell an alleinstehende Braunkohlearbeiter im Bumsurlaub auf Ko Samui.