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61° 29' 11.00'' N    142° 53' 11.00'' Whttp://de.mygeoposition.com/loc/Kennicott,%20Wrangell-St.%20Elias%20National%20Preserve,%20Chitina,%20Alaska%2099566,%20USA/?zoomLevel=13&mapType=
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28/07/2013

Die Lachsreviere auf der Kenai Halbinsel in Südwestalaska haben Weltruf. Auch wir versuchten dort eine Woche lang unser Glück – und fanden nicht nur große Fische. Es gibt gute Gründe dafür, warum man die Kenai Halbinsel den Spielplatz Alaskas nennt. Sobald im Mai endlich der ganze Schnee geschmolzen ist, kommt halb Anchorage zum Spielen auf diesen Landzipfel hinaus. Das heißt, bärtige Männer, ihre Frauen, ihre Großmütter, ihre Söhne und Töchter – sie alle kommen, um Tiere zu töten. Mit Patronen, Pfeilen, Bolzen, Fallen, aber hauptsächlich mit dem fish bat. Dem Fischtöter. Einer Plastikkeule.


Keine Broschüre, Zeitschrift, Webseite kommt auf der Kenai Halbinsel deshalb ohne das Prädikat world-class, also Weltklasse aus, wenn es zur elementarsten aller alaskischen Freizeitbeschäftigungen kommt: dem Fischen. Drunter macht man es hier nicht. Es klingt wie typisches Werbe-Blabla. Aber dann steht man selber an diesem sagenumwobenen, world-class Gewässer – dem Kenai River. Rechts zwanzig Angler, gegenüber weitere dreißig. Alle zwei Minuten wird ein armlanger Lachs aus dem Wasser gezogen. Und man beginnt selbst die Magie zu spüren. Oder zumindest das Rucken des ersten Fischs am eigenen Haken.


Manche Bewohner Alaskas verzichten gleich ganz auf Rute, Sehne und Haken. Stattdessen fahren sie mit ihren 400-PS-Pick-Up-Jeeps bis an den Rand des Ozeans. Sobald mitten auf dem Strand geparkt wurde, ziehen sie sich ihre Gummi-Overalls bis zur Brust über und schnappen sich ihr dip net von der Ladefläche. Ein Kescher mit dem Durchmesser einer 600 Jahren alten Eiche. Dann stellen sie sich in die Fluten und beenden die ein oder andere Lachswanderung noch bevor die Fische Süßwasser erreichen. Nicht wenige Familien verbringen so die Sommerferien.


Der Großteil bleibt dennoch bei der klassischen Rute und stellt sich tagein, tagaus an Kenai und Russian River, den beiden Hauptlachsadern der Halbinsel. 2012 wanderten allein 1,6 Millonen Sockeye Lachse durch diese beiden Flüsse. Und das ist nur eine, der fünf heimischen Lachsarten. Ihnen gegenüber stehen abertausende Angler. Auf der Kenai Halbinsel gibt es Jagd- und Angelwarenhäuser von der Größe eines Eishockeystadiums, die versuchen die Anglermassen zu versorgen, und bei denen trotzdem nach spätestens einem Monat alle fish bats ausverkauft sind. Sämtliche Motels, B&B’s und Campingplätze in der Gegend sind Monate vorher restlos ausgebucht.

Was das für die Flüsse bedeutet, demonstrierten zufällig die alaskischen Angler John und Bryan Lowe und ihr Freund Vincent Hooper. Als die drei berechtigten Verdacht auf den Fang ihres Lebens hegten, hoben sie jedoch keinen Rekordlachs, sondern einen 270-Kilo-Koloss aus 2500 ineinander verkeilten Blinkern, Leinen und Bleigewichten an die Oberfläche. Das war vor über 26 Jahren.


Doch die Faszination des Angelns ist seitdem ungebremst. Nicht einmal die Natur vermag etwas dagegen auszurichten. Auf der Kenai Halbinsel sind wir Menschen nicht die einzigen, die Jagd auf die Lachse machen. Die Halbinsel ist Bärenland. Das wichtigste Utensil beim Angeln ist für die meisten Alaskaner deshalb nicht die Rute oder der fish bat, sondern die Knarre. Als wir einmal etwas abseits fischen wollten, war direkt nach dem omnipräsenten: How are you?, die zweite, besorgte Frage sofort: Got a gun with you? Habt ihr eine Waffe dabei?


Im Fall der Fälle will hier niemand als Lachssubstitut für hungrige Grizzlys enden. Tatsächlich sind Zusammenstöße zwischen Mensch und Bär nichts Ungewöhnliches, sondern unvermeidlich am Kenai River. Gleich bei unserer ersten Fahrt am Fluss konnten wir einen jungen Grizzly beobachten wie er äußerst tollpatschig Möwen jagte. Glücklicherweise (für Tier und Mensch) waren dort keine Angler anwesend. Doch ein paar Tage später sahen wir einen gewieften Schwarzbär, direkt gegenüber von uns am anderen Flussufer, der geduldig Filets und Filetreste von den fünf, sechs Anglern einkassierte, die keine zehn Meter vor ihm im Wasser standen.

Unser Fang (und auch wir) blieb jedoch unversehrt. Sämtliche sieben Tage, die wir am Fluss verbrachten. In der Zeit haben wir rund zehntausendmal eine immer gleiche Bewegung ausgeführt. Der korrekte Lachfangwurf geht so: Mit dem rechten Arm wirft man die Angelsehne mit einer dreiviertel Unze Blei und blankem Haken in die Strömung, um sofort mit dem linken Arm die Sehne ans Ufer zu ziehen. Dabei hofft man einem der Millionen Lachse den Haken zufällig durchs Maul zu ziehen.


Auf ihrer Wanderung haben die Fische aufgehört zu fressen und beißen nicht mehr von selbst. Alle Hoffnung des Anglers liegt nun auf dem richtigen Moment. Das Timing des durchs Wasser gezogenen Hakens muss mit der Schnappatmung der Fische korrelieren. Nur so kann er sich im offenen Gaumen verfangen. Letztlich ist es ein bisschen wie mit der Magnet-Angel auf Kindergeburtstagen. Und das ist der ganze Trick beim world-class Angeln: Am Ende hat jeder, wirklich jeder, auch wir, garantiert das ganze Gefrierfach voller orangeroter Fischfilets.