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Lachsparade

Im Ozean tragen alle Lachse Silber. Ob groß (Chinook, bis zu 57 Kilo) oder klein (Pink, 2,2 Kilo) - alle Lachsarten funkeln im Salzwasser wie blankpoliertes Hochzeitsbesteck. Doch sobald die Lachse ihre Wanderung zu den Seen und Flüssen antreten, wo sie einst geboren wurden, um dort zu laichen und zu sterben, verändern sich ihre Körper. Sie bekommen einen völlig neuen Look.


Sie sehen dann nicht mehr so aus, wie die meisten Menschen sich Lachse vorstellen - uns bis vor ein paar Wochen eingeschlossen. Um es deutlicher zu sagen: Würde man laichende Lachse auf die Verpackung von Fischstäbchen drucken, müsste viele Kinder anschließend zum Psychiater.


Um mögliche Liebespartner anzulocken, verändern die Lachse ihre Farbe. Aus Silbergrau wird flammendes Rot oder dunkles Oliv. Ihre Kiefer biegen sich und ihre Rücken bekommen Buckel. Es ist die reinste Gruselmaskerade. Doch im Leben eines pazifischen Lachses gibt es jetzt nur noch einen Sinn: die Paarung am Geburtsort.



Der Sockeye, auch Red Salmon genannt, hat kein Problem damit gesehen zu werden. Er fordert die Blicke geradezu. Seine knallrote Farbexplosion trägt er mit einer Nonchalance, die man sonst so nur vom Weihnachtsmann kennt. Geschenke sollte man bei der Kieferform allerdings nicht erwarten, wie auch das bemerkenswert ungesunde Oliv am Kopfbereich nahelegt.

Der Chinook ist Anglers Liebling. Das liegt vor allem an seiner schieren Größe, aber auch an seinem makellosen Äußeren. Der Hollywoodstar unter den Lachsen, nicht umsonst auch King genannt, kommt ohne Buckel, Hakenkiefer und Farbverirrungen aus. Er trägt stattdessen dezentes, leicht oxidiertes Maronenbraun mit Dalmatinerpunkten. Nur der perverse, pechschwarze Gaumen trübt den Gesamteindruck.

Archaisch, praktisch, gut. Der Chum Salmon verlässt sich auf die goldene Regel, dass wenn Etwas auf Jogginghosen, Panzern und Uniformen funktioniert, es auch auf einem Fisch funktionieren sollte. Und tatsächlich: Camouflage ziert auch unter Wasser. Die bekannte Mischung aus Kaki, Schwarz und Oliv ergänzt der Chum um ein eigenes Muster, das an ausgelaufene Filzstifte erinnert. Nur sein Beiname, Dog Salmon, passt noch nicht. Wir plädieren für: der General.

Um figürliche Problemzonen zu kaschieren, versuchen sich die Lebewesen seit Jahrtausenden in Ablenkung. Der Pink Salmon greift deshalb zu einer bläulich-gräulich changierenden Liaison mit kontrastierenden Punkten und einem Hauch des namengebenden Rosas. Doch obwohl die Komposition vor allem im Schwanzbereich durchaus punkten kann, bleibt der Pink Salmon doch der Glöckner unter den Lachsen. Bei einem solchen Buckel helfen eben auch Punkte nicht weiter.

Der Coho wandert bevorzugt im Spätsommer zurück in die Heimat. Stilbewusst trägt er passend zur Saison leichte, offene Farben wie blasses Rosé, Pastellgelb oder Safran. Akzente setzten die obligatorischen Punkte und kapitaler Einsatz von Kajal um Schwanzflosse und Kiemenpartie. Mit dieser Mischung aus ungenierter Weiblichkeit und einem Händchen, pardon, Flösschen für Colorationen ist der Coho eindeutig der Trendsetter unserer Gruppe.

Coho

Chum

Pink

Chinook

Sockeye

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