THE GODS TOLD ME TO RELAX
NEUSEELAND

KANADA

USA

 44° 51‘ 12.59‘‘ S    168° 46‘ 37.66‘‘ Ehttp://de.mygeoposition.com/loc/Mount%20Aspiring,%20Neuseeland/?zoomLevel=12&mapType=

Einen Wandersmann begleiten bei seiner Leidenschaft viele lebensbedrohende Gefahren – steile Klippen, brunftige Wildschweineber, giftige Kartoffelsamen – doch der wahre Tod lauert im Wasser. Allein im sicheren Deutschland fanden 2011 über 400 Menschen ihr Ende in den Fluten. Wir waren also gewarnt als wir in Richtung der verlassenen Goldgräbersiedlung Macetown aufbrachen, wo uns auf Hin- und Rückweg ziemlich genau 44 Überquerungen des Arrow Rivers erwarteten. Es sollte keine zehn Minuten dauern bis wir das erste Mal an seinen Ufern standen. Doch zumindest dem Wasser war nichts anzumerken. Es glitzerte ebenso unschuldig wie kristallklar in der Vormittagssonne. Doch ein kleiner Zeh genügte, um sein dunkles Geheimnis zu entlocken: In diesem Strom wären selbst die Feuer des Schicksalsberges erloschen; arktisch beschreibt ihn nur unzutreffend. Nach nicht mal einer Minute hatte man keine Füße mehr. Der Körper begann reflexartig zu schreien, und nichts anderes half. Wir schrien, bis das Leben zurück in unsere Füße kroch. Man kann sich vorstellen, dass wir nicht lange überlegen mussten, als sich nach elf Überquerungen eine ungeahnte Mitfahrgelegenheit bot.

Bei unser nächsten Wanderung wollten wir den Abenteuergrad nochmals erhöhen und unserem Outdoor-Idol Bear Grylls (einst jüngster Brite auf dem Mount Everest, der im Schlamm des Amazonas schon mal mit seinem Arm als Köder erfolgreich Welse fing) nacheifern und unter freiem Himmel nächtigen. Dazu wollten wir auch gar nicht einen Schafskadaver häuten und als Schlafsack umfunktionieren, wie einst von Grylls in den irischen Highlands erprobt, sondern einfach auf ein Zelt verzichten. Ziel war das westliche Matukituki Valley, am Fuße von Mount Aspiring, dem vierzehnthöchsten Berg Neuseelands. Unser Lager bauten wir unterhalb eines kleinen Gletschers, an der Flanke einer weiten Ebene. Das Tal lag kilometerweit unter uns, der Ausblick war phänomenal. Schon beim Anzünden des Feuers fühlten wir uns wie Rohirrim (bloß ohne Rösser). Und bald darauf senkte sich die Sonne und wir erwarteten gespannt den Sternenhimmel.

 44° 30‘ 36.40‘‘ S    168° 44‘ 37.47‘‘ Ehttp://de.mygeoposition.com/loc/Macetown,%20Neuseeland/?zoomLevel=12&mapType=

Von nun an ging es mit Allradantrieb weiter. Ein freundlicher Neuseeländer hatte uns in seinen Pickup-Truck geladen. Und der war auch bitter nötig: Glich der Weg doch mehr einem ausgewaschenem Flussbett als einer Straße. Schlaglöcher, Findlinge, Wasser bis zum Zündschloss, Bodenwellen. Wir schüttelten und rüttelten auf den zehn Kilometern mehr als die meisten Porsche Cayennes in ihrem ganzen Autoleben. Doch am Ende standen wir an den Toren Macetowns – mit trockenen Füßen und freudestrahlend. Was man nicht von allen Menschen auf dem Weg behaupten konnte: Auf der Rücktour trafen wir am Rande des Weges auf ein paar leicht verzweifelt dreinblickende Jünglinge und ein paar Meter weiter auch auf ihren Jeep, der allerdings nicht mehr ganz auf dem Wege weilte. Ihr tollkühnes Manöver stellt man sich am besten als den Versuch vor, ein paar Meter abseits der Straße einfach mal durchs Schilf zu rauschen, ohne daran zu denken, das dahinter Schlamm und Felsen warten könnten. Da nützte dann auch Allrad nichts mehr.

Hätten wir zumindest gern. Viel mehr mussten wir panisch in unsere Schlafsacke flüchten, weil Myriaden von Sandfliegen an unserer Gesellschaft teilhaben wollten. Atemluft verwandelte sich in den Säcken schon bald in ein seltenes Gut. Jede Öffnung blieb verschlossen, wobei es die Mistviecher trotzdem schafften in Kopfhaut, Augenlider und Nasenflügel zu stechen. Die Bergromantik war schnell verflogen, von den paar Stunden nach Mitternacht abgesehen, in denen scheinbar auch Sandfliegen schlafen müssen. Pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen waren sie jedoch alle wieder wach. An ein entspanntes Frühstück war aber sowieso nicht zu denken, da unsere Stullen in großen Teilen bereits einem Possum sichtlich gemundet hatten. In unserer Panik hatten wir vergessen sie einzupacken. Am Ende blieb zumindest die Erkenntnis: Nie wieder biwacken.

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