THE GODS TOLD ME TO RELAX
NEUSEELAND

KANADA

USA

boston.html
boston.html
vorheriger Beitragboston.htmllandschaft10.htmlboston.htmlshapeimage_14_link_0shapeimage_14_link_1

Kommentare

nächster Beitragcapebreton.htmlherbst.htmlshapeimage_15_link_0
herbst.html
herbst.html

18/09/2014

40° 44' 54.16'' N    73° 59' 8.03'' Whttps://www.google.com/maps?q=empire+state+building&oe=utf-8&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&channel=sb&um=1&ie=UTF-8&sa=X&ei=orNjVNudPMWpgwS6woKgCQ&ved=0CAgQ_AUoAQ

Mit dem Wohnmobil nach New York zu fahren, ist wie seine Weihnachtsgeschenke mit dem Rasenmäher zu öffnen. Sicherlich ein Erlebnis – öfter haben muss man es aber nicht. Dabei führte unsere Route nicht einmal direkt nach Manhattan, sondern nur ins überschaubare (250.000 Einwohner-Örtchen) Jersey City. Dort wartete eine dampfende Asphaltwiese (im Internet als Campingplatz vermarket) auf uns.

Mit Blick – wenn man gewillt war, aufs Dach zu steigen – auf die Freiheitsstatue. Karl und Andrusch, unsere Gäste, schliefen ein paar Blocks entfernt in einem Souterrain am Liberty State Park. Hier endeten, mit Abendessen und Bier, die meisten unserer folgenden neun Tage in einer Stadt, in der die Menschen so gedrängt wohnen - würde die gesamte Weltbevölkerung ihrem Beispiel folgen - man alle sieben Milliarden in einem Gebiet von der Größe Texas unterbringen könnte.

Was sofort auffällt: New York ist schäbiger, als man es in Erinnerung hat. An jeder Ecke stinkt es nach Müll. Es gibt (nahezu) keine öffentlichen Toiletten. Und die Siebziger, jene herrliche Epoche, in der die Gebäude aussahen, wie man sich DDR-Gefängnisse vorstellt, sind überall. Dazu fühlt die Luft in der Stadt sich aufgesogen an, als hätte man sich zu lange eine Decke über den Kopf gezogen.

Am schlimmsten ist es in den Subway-Stationen, wo man tropische Tiere, oder was sonst alles noch gerne unter einem Föhn lebt, ansiedeln könnte. Solche Konditionen halten freilich nicht alle aus. Das Sirenengeheul der Krankenwagen ist allgegenwärtig. Kein Wunder das diese Stadt niemals schläft.

Das Erstaunliche: all das (und dabei habe ich mich noch nicht mal über die U-Bahn in New Jersey, die Überwachungsmanie, oder die Eintrittspreise der Museen aufgeregt) verdirbt einem nicht das Stadterlebnis. New York ist sehenswert, obwohl völlig atem- und rücksichtslos, aber gerade deshalb wahnsinnig lebendig. Menschen an denen der Blick hängenbleibt, sind überall. Schwarze Goldketten-Gangster im silbernen Mercedes-Cabrio im tiefsten Brooklyn, bärtige Künstler-Avantgarde in Williamsburg und natürlich auch die Freaks, die ihre Schildkröten im Central-Park ausführen.

New York ist außerdem herausfordernd. Nicht nur in seiner immanenten Konkurrenzsituation, sondern weil die Stadt seine Bewohner zwingt, mit der Zeit zu gehen. Allein die Tatsache, dass in Manhattan Menschen unterschiedlichster Hautfarbe, Herkunft und Vorlieben wirklich (und nicht nur in linken Idealen) miteinanderleben, ist eine absolute Rarität auf dieser Welt. Und so macht jeder Tag in New York zwangsläufig ein bisschen toleranter und zertrümmert die eigenen Vorurteile schneller und effektiver, als man es je für möglich gehalten hätte.

Dazu die Läden, richtige Läden, Eso- und Wahrsagerstuben, Plattenläden für obskuren Jazz, Dildoshops, Spielhallen mit blinkenden Automaten, persische Teppichbazare, italienische Bäckereien, mexikanische Geschäfte für halluzinogene Kakteen. Natürlich reihen sich an der 5th Avenue die „I Love New York“-T-Shirt-Klitschen aneinander, dennoch ist New York nicht zur Kulisse für Touristen versteinert (und die Gefahr dafür besteht durchaus), sondern immer noch – anders als viele europäische Metropolen - ein wahrer Sehnsuchtsort.