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22/12/2013

Als ich als Teenager anfing, mich für amerikanische Rockmusik zu interessieren, verschlang ich dutzende Musikerbiografien. In fast allen diesen, für mich damals unglaublich aufregenden Leben, spielten Drogen eine entscheidende Rolle. Und zwar nicht nur Koks, Heroin und LSD, sondern kryptisches Zeug. Codein-Hustensäfte, Alprazolam-Pillen, Prozac.

Ich kannte weder die Namen dieser Drogen, noch deren Wirkstoffe. Auch die Kiffer an meiner Schule oder mir bekannte gebrechliche Senioren schluckten solches Zeug nicht. Andere Kontakte ins Reich der Betäubungsmittel besaß ich nicht. Ich fühlte mich unwissend und verstand nicht, wie die meisten Rockstars schon in der Highschool von diesem Zeug abhängig sein konnten, von dem ich noch nie gehört hatte. Es sollte noch ein ganzes Jahrzehnt dauern, bis ich die Antwort herausfand.

Ich spürte sie nicht weit entfernt von Ingwerwurzeln und lebendigen Hummern auf, in einem nordamerikanischen Supermarkt. Dort gab es eine Reihe, zwölfeinhalb Meter lang, in der man nichts anderes shoppen konnte – als Schmerzmittel. Gelbe Aspirin, rote Tylenol, Advil in allen Farben. Genug um ein Menschenleben lang nichts mehr zu fühlen. Verkauft wird in der praktischen 50er-, 100er- oder für Migränegroßfamilien gleich in der 200er Packung. Eine Tablette ist dann unter zehn Cents zu haben.

Als Judith und ich das erste Mal in dieser Reihe standen, konnten wir es kaum glauben. Unsere Eltern hatten uns beiden eingebläut, sich jede Schmerztablette gut zu überlegen. Nur bei wirklich starken Schmerzen griff man zu Aspirin. Kinkerlitzchen stand man so aus. Doch in Nordamerika herrscht eine andere Mentalität.

In jedem Supermarkt gibt es Pillen, die in Deutschland nur nach schweren Operationen verschrieben werden. Selbst an der Kassen liegen neben den Kaugummis noch „Schmerzmittel to go“, die aussehen wie Lippenpflegestifte. Es gibt sogar Schmerzmittel für Hunde.

In so einer Umgebung kann man sich tatsächlich vorstellen, dass manche Rockmusiker schon in der achten Klasse tablettenabhängig wurden. Der Weg von den täglichen Ibuprofen, über schwere Antidepressiva wie Xanax, zu Crystal Meth ist erschreckend kurz.