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40° 56‘ 5.22‘‘ S    172° 58‘ 19.86‘‘ Ehttp://de.mygeoposition.com/loc/Abel-Tasman-Nationalpark,%20Abel%20Tasman%20National%20Park%207183,%20Neuseeland/?zoomLevel=10&mapType=

So wunderbar der eigene Fang über Holzkohle duftet, die Suche nach einem anständigen Angelplatz kann mitunter zu einer Nerv tötenden Odyssee ausarten. Stundenlang kann man sich durch Internetforen wühlen, GPS-Koordinaten notieren, um dann dennoch vor Ort festzustellen, dass der ausgeguckte Strandabschnitt schon von einer Kolonie Pelzrobben in Beschlag genommen wurde, welche die Faustregel „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ bei Annäherung mit gefletschten Zähnen verdeutlicht.


Auch Mitarbeiter aus dem „Hunting & Fishing“-Shop nach ihren Geheimtipps auszuquetschen, führt erstaunlich häufig nicht zu vollen Keschern, sondern zu der Erkenntnis, dass auch im Angelbusiness Arbeit- und Freizeitvorlieben nicht kohärent sein müssen. Als jedoch letzte Woche die hiesige Lokalzeitung „Beste Snapper-Saison seit Jahrtausendwende“ titelte und auf ein ganz bestimmtes Küstengebiet verwies, waren all diese Enttäuschungen schnell verflogen.

Schnurstracks verknoteten wir Haken, schnitten Köder und machten uns auf den Weg in den Abel Tasman, diesmal an das Nordende des Nationalparks. Unser Ziel: Der perfekte Felsen (keine Algen, tiefes Wasser, ohne Wind, dafür Sonne) für einen Nachmittag.

Doch die Suche gestaltete sich als anspruchsvoll: Zunächst galt es fünf, sechs Strände zu überqueren, die allesamt von der anhaltenden Flut verschluckt worden waren. Eine Stunde mussten wir durch schenkelhohes (wenn auch wohl temperiertes) Wasser waten. Manchmal wurde es jedoch auch tiefer.


Als wir irgendwann vor der Wahl stehen mit der Spiegelreflexkamera auf dem Kopf zu schwimmen oder einen Umweg durch den Regenwald zu nehmen, entscheiden wir uns wohl oder übel für den bergigen Waldpfad. Doch nachdem wir den Hügel erklommen haben, zeigte sich das erste Mal unser Ziel: Taupo Point. Ein mit steilen Klippen umrandetes-, und von Palmen und Farnen geschmücktes Anglerparadies.


Was wir da noch nicht wissen: Der Trampelpfad quer über die Halbinsel zu den guten Angelspots muss größtenteils kriechend absolviert werden. Und das Dickicht ist überall. Bergab müssen wir uns in Wurzeln krallen oder an Lianen festhalten. Und nachdem wir das dreiundzwanzigste Mal die Angeln aus dem Busch herauspuhlen, wünschen wir uns beide eine Machete statt des Filettiermessers in unserem Rucksack. Aber dann erspähen wir ihn, unterhalb einer Kolonie Yucca-Palmen: den perfekten Felsen.

Keine fünf Minuten später gibt es die ersten Jubelschreie: Ein mittelgroßer Snapper (Kilopreis in Deutschland: 54 Euro) hat angebissen. Doch als wir ihn einholen wollen, kommt es zu Komplikationen: Wir sind nicht die Einzigen, die es auf die Köstlichkeit abgesehen haben. Auf einmal tauchen zwei große Schatten unter dem Schnappbarsch auf. Gelbe Schwanzflossen durchstoßen die Wasseroberfläche. Ich schreie: „Ungeheuer!“. Judith schreit: „Haie!“. Dann sehen wir, dass wir beide nicht ganz richtig liegen.

Danach geht es Schlag auf Schlag. Wir holen noch vier weitere Snapper aus dem Ozean, aber auch ein paar grätige Meerbarsche und ein paar Exemplare der (immer noch) nicht identifizierten schwarzen Spezies. Zwischendurch kommt es zudem immer wieder zu großartigen Verwechslungen. Eine von Judith gefangene Riesenkrabbe sind letztlich drei ineinander verkeilte Seesterne. Und ein als „Fang des Jahrhunderts“ angekündigtes Schwergewicht entpuppt sich als poesieloser Stein. Am Ende haben wir Portionen für drei Tage sind aber auch ein bisschen wehmütig: Schöner als hier, wird das Angeln wohl nie wieder sein.

Unser Snapper wird von zwei Kingfischen gejagt - dem beliebtesten Sport- und Trophäenfisch Neuseelands. Unter 75 Zentimeter darf man sie gar nicht aus dem Wasser holen, aber sie können auch gerne mal anderthalb Meter lang werden. Zwei Attacken starten die beiden Bestien auf unser Abendessen, doch am Ende bleibt es unversehrt. Als wir den Snapper schließlich an Land holen, sind wir völlig elektrisiert.